Von Hannelore Mohringer
Wer nicht an politischer Demenz leidet, erinnert sich noch der johlenden Frührentner-Menge in Stuttgart, die einen, wenn auch nicht unberechtigten
„Paradigmenwechsel“ einleitete, dessen Ziel nur das falsche war. Ich spreche von „Stuttgart21“. Ständige Erhöhungen der ursprünglich angesetzten Kosten
für einen neuen Bahnhof wurden als Anlaß zum Aufstand „à la 68“ gegen die CDU genommen, ungeachtet dessen, daß – bis heute übrigens – die Kosten für
den neuen Berliner Flugplatz steigen und steigen und die für die Hamburger Philharmonie damals stiegen und stiegen, höchstverschuldete Stadtstaaten,
die bis heute von den grünen Roten regiert werden. Aber, wenn zwei dasselbe tun, ist das ja noch lange nicht dasselbe:
Eine Abstimmung nach der Landtagswahl, die den Grünen Winfried Kretschmann an die Landesmacht gespült hatte, ergab, daß die Mehrheit der Bevölkerung
durchaus nicht gegen den zum politischen Vorwand gediehenen Bahnhof war. Zu spät! Zu spät, und der grüne Landesvater sitzt inzwischen fest im Sattel,
was ihm der Neid lassen muß. Ihm ist, nicht ohne die Sympathie der Medien natürlich, gelungen, eine mehrheitliche Wählerschaft von der Richtigkeit
seiner Politik zu überzeugen, ungeachtet dessen zum Beispiel, daß seine Regierung das einstige Vorzeigeland Baden-Württemberg im Bildungswesen in
nur vier Jahren seiner Herrschaft auf den Stand der Mittelmäßigkeit gebracht hat (oder vielleicht gerade deswegen?), was in Angela Merkels Deutschland
einen vorher noch nie dagewesenen Tiefstand bedeutet, von Gender zu schweigen. Aber, ich schweife ab!
Da sticht nämlich eine Meldung – SÜDKURIER vom 17. Februar 2018, also von gestern – ins Auge: „Flaschenfund rückt Artenschutz bei Stuttgart 21 ins
Zwielicht“: „Wird in den Reihen der Stuttgart-21-Gegner manipuliert, um die Bauarbeiten zu verzögern“? (Hervorhebung von mir) Bei den Bauarbeiten ist
eine Flasche gefunden worden, „die Teile und Kot von Rosenkäfern“ enthält, die mit den Juchtenkäfern zusammenleben, die streng geschützt sind. Schon
im Januar war an zwei Bäumen Rosenkäfer-Kot gefunden worden, wobei die Bäume gar keine Käferhöhlen aufwiesen. Die Bahn wertet die Funde als Beweis
für eine versuchte Täuschung.“ Sie „prüft nach eigener Aussage juristische Schritte“.
Was die Hinterlassenschaft eines kleinen Käfers doch für gigantische Folgen haben kann..
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